Hallo und herzlich willkommen. In diesem Beitrag beschreibe ich, wie lebende Algen züchte, um damit meine Wasserflöhe zu füttern.
WERBUNG: Im Frühjahr 2019 hatte ich schon einmal eine Wasserflohzucht → angesetzt, mit der ich sehr erfolgreich Daphnien für meine Perlhuhnbärblinge gezüchtet hatte. Die Wasserflöhe hatte ich mit Hefe gefüttert, die ich in etwas Wasser aufgelöst, und dann in das Zuchtbecken geschüttet habe. Das gab immer eine eklige und übel riechende Brühe.
Die Daphnien hatten die Hefe zwar nach ca. einem Tag gefressen, aber man musste immer sehr aufpassen, dass das Wasser nicht umkippt. Ich habe dann noch ein Regal → gebaut, damit das Becken in der Sonne steht und sich vielleicht Algen bilden, aber dann bin ich in die Ferien gefahren und wollte das Anrühren der Hefe meiner Urlaubsvertretung nicht auch noch zumuten. Deshalb habe ich vorher alle Daphnien verfüttert und die Zucht aufgelöst.
Ich habe aber während des Urlaubs drei Gläser mit Wasser und etwas Dünger auf dem Regal in der Sonne stehen lassen, und ein paar kleinere Gläser, in denen ich Ableger von meinen Pflanzen nachziehen wollte. Diese Gläser haben dann den gesamten Urlaub in der Sonne gestanden und es haben sich dort mit unterschiedlichem Erfolg Algen gebildet. Die Nachzucht der Pflanzenableger hat so gut wie gar nicht funktioniert, dafür haben sich Fadenalgen gebildet, die die Blätter überzogen und haben absterben lassen. In den drei großen Gläsern ist leider nicht das passiert, was ich mir erhofft hatte.
Am Glas haben sich grüne und braune Algen festgesetzt, die aber für die Daphnien nicht wirklich verwertbar sind, da sie nicht frei im Wasser treiben. Im Glas daneben ist das Wasser allerdings schön grün, und das war genau das was ich haben wollte. Diese Algen hatten sich aber nicht in dem großen Glas, sondern in einem der Nachzuchtgläser gebildet und ich habe das Wasser in ein neues großes Glas umgefüllt.
Man muss also etwas Glück und Geduld haben, damit sich die Algen einstellen, die man haben möchte. Ich werde jetzt die drei bewachsenen Gläser reinigen und das Algenwasser aus dem neuen Glas über alle Gläser verteilen und dann das Wasser bis zum Rand auffüllen. Die Gläser sollen dann meine Algenreaktoren werden, in denen die Algen bis zur Verfütterung aufgezogen werden. Auch ins Aufzuchtbecken tue ich wieder Wasser hinein und impfe auch dieses mit dem Algenwasser an. Jetzt bin ich gespannt, ob das Becken genau so grün wird wie das eine Glas, und ob sich die Algen auch in den anderen Gläsern vermehren lassen.
Eine Woche später sah das Ganze dann so aus. Ich habe noch mehr Gläser gesammelt und mit Algenwasser angeimpft und diese sind wie das Becken inzwischen grasgrün geworden. Man darf sich davon aber nicht täuschen lassen. Die Kamera macht es grüner als es in Wirklichkeit ist, und um eine neue Daphnienzucht zu beginnen, muss der Algengehalt im Wasser noch deutlich steigen. Jedenfalls produzieren die Algen wenn die Sonne ins Becken scheint ordentlich Sauerstoff. In den Gläsern haben sich unterschiedlich viele Algen gebildet. Manche Gläser sind fast noch durchsichtig, während andere fast dunkel sind. Wie gesagt, auf den Fotos sieht es jetzt alles schon recht grün aus, aber die Algendichte im Wasser ist nicht besonders hoch.
Mein ursprünglicher Plan war, die vier rechten großen Gläser als Algenreaktoren zu nehmen, in denen die Algen wachsen sollten. Die kleineren Gläser wollte ich als Futterration nehmen, von denen ich dann täglich eins in das Becken schütten wollte. Die leeren Gläser sollten dann zum Teil aus den Reaktoren und zum Teil mit frischem Wasser aufgefüllt werden und hätten dann 5 Tage Zeit gehabt, komplett grün und dann wieder verfüttert zu werden.
Allerdings sind die kleinen Gläser aber nach einer Woche noch nicht wieder richtig grün geworden. Deshalb werde ich jetzt insgesamt 12 von den größeren Gläsern aufstellen und die dann reihum zu zwei Dritteln ins Becken schütten um die Daphnien damit zu füttern. Dann hätten die Gläser 11 Tage Zeit, um wieder diese Farbe zu bekommen. Problem wird sein, dass die Sonne im Winter weniger scheint und wenn, wahrscheinlich gar nicht mehr direkt auf die Gläser. Aber dafür habe ich mir noch etwas einfallen lassen. Wichtig ist auch, dass man schlanke, hohe Gläser nimmt, damit das Licht besser bis zur Mitte des Glases dringt. Die dickeren Gläser werde ich mit der Zeit austauschen. Man kann natürlich auch Flaschen nehmen. Die wären dann allerdings so hoch, dass ich sie immer wegräumen müsste, wenn ich das Fenster aufmachen will.
Hier kann man noch einmal sehen, dass die Gläser nicht gleich grün geworden sind, also eine unterschiedliche Algendichte haben. Beim Becken kann man inzwischen nicht mehr bis zum Bodengrund sehen, aber das täuscht ein bisschen.
Wenn ich mit der Hand ins Wasser fasse sieht man, dass es erst relativ undurchsichtig wird, wenn ich schon fast am Grund bin. Ich denke, dass die Daphnien das Wasser schnell wieder klar gefressen haben werden, wenn ich sie einsetze, und ich bin gespannt, ob dann ein Glas pro Tag reicht, um sie so satt zu bekommen, dass sie sich vermehren. Auf jeden Fall werde ich die kleineren Gläser austauschen müssen, sobald ich wieder größere habe. Bis ich die Daphnien einsetze werde jetzt noch mindestens eine Woche warten und die Algen wachsen lassen,.
Inzwischen steigt die Sonne aber nicht mehr so hoch, dass sie direkt in die Gläser scheint. Deshalb habe ich mir 4 Rädchen gekauft, die ich unter das Regal geschraubt habe. Ich habe feststehende Rollen genommen, weil ich das Regal eh nur in eine Richtung schieben will und nur über kurze Strecken. Mit drehbaren Rollen bleibt man dann schon mal hängen. Außerdem hätten die quadratischen Halterungen nicht unter mein Regal gepasst.
Jetzt lässt sich das Regal mit den Gläsern am späten Vormittag vorsichtig in die Sonne ziehen, und nachmittags, wenn die Sonne von schräg rechts kommt, wieder zurück schieben. Eine Woche später sieht meine Algenzucht dann so aus.
Ich habe jede Menge Kirschen und Apfelmus gegessen und habe jetzt 12 große Gläser als Algenreaktoren aufgestellt. Das Wasser im Becken ist inzwischen grasgrün. Man kann überhaupt nicht mehr zum Grund schauen und auch die Hand verschwindet fast sofort wenn man sie hinein hält.
Das müsste eigentlich reichen, um Wasserflöhe zu ernähren, und deshalb will ich es jetzt wagen und eine kleine Tüte von ihnen einzusetzen. Ich habe vorher nachgefragt, wann jeweils eine neue Lieferung im Geschäft ankommt, um sicher zu gehen, dass sie dort nicht schon tagelang in diesen kleinen Tüten ohne Nahrung liegen. Meine sahen recht lebendig aus, und jetzt gebe ich sie in das Zuchtbecken. Und schon waren sie verschwunden. Aber von der Seite konnte man sie in der grünen Brühe umher schwimmen sehen.
Jetzt war die Frage, wie lange würden die Daphnien brauchen, um das Wasser im Becken klar zu bekommen. Denn dann müsste ich mit dem Nachschütten aus den Gläsern beginnen. Und dann war die Frage wieviel muss ich aus einem Glas ins Wasser schütten, damit sie überleben und sich vermehren, und reichen dann 11 Tage aus, damit im Glas wieder ausreichend Algen nachwachsen, um es dann wieder als Futter zu verwenden.
Wie gesagt, habe ich ja 12 Gläser, von denen ich der Reihe nach jeden Tag eins zu zwei Dritteln ins Becken schütten will. Um das Wachstum der Algen zu optimieren, habe ich ja Rollen unter das Regal angebracht, um dessen Standort dem Sonnenstand anzupassen. Ob das dann auch im Winter reicht wird sich heraus stellen. Jetzt muss ich erst mal sehen, ob mein Plan überhaupt aufgeht und sich die Daphnien im Becken vermehren.
Ein paar Tage kam dann der Rückschlag. Die Gläser links waren nicht mehr so schön grün wie vorher. Anscheinend war die Algenblüte vorbei und die Algen waren zum Boden der Gläser gesunken. Ich habe dann später jeden Morgen alle Gläser einmal umgerührt, was gut geholfen hat. Um besser zu beobachten zu können, ob die Daphnien in der Algensuppe überleben, habe ich ein paar in ein Glas eingesetzt, und sie hatten das Wasser nach einer Woche recht gut geklärt und hatten vor allen Dingen überlebt. Im Becken selbst waren keine mehr zu sehen, die Algenbrühe war einfach zu dicht. Und auch wenn ich mit dem Sieb durchs Wasser gegangen bin, konnte ich nicht viele von ihnen fangen. Sie hatten also noch nicht mit der Vermehrung begonnen.
Erst nach 3 Wochen, konnte man langsam Zuchterfolge sehen. Das Wasser war inzwischen viel klarer und wenn man genau hinsieht, kann man auch schon ein paar Daphnien erkennen. Auch von der Seite konnte man sehen, dass das Becken nicht mehr so grün war. Die Wasserflöhe hielten sich gerne in den Ecken auf und schwammen dann zur Mitte, wenn die Sonne ins Becken schien. Algen und Schneckenkot haben sich abgesetzt und deshalb rühre ich das Wasser einmal täglich um. Das gibt eine schöne Brühe, und die Daphnien können sich da heraus filtern, was sie zum Leben brauchen.
Weitere zwei Wochen später haben sich die Daphnien richtig gut vermehrt, auch wenn man das auf den Fotos nicht so gut erkennt. Überall im Becken zuckt es und die Kleinen scheinen gesund und fit zu sein. Und da es jetzt mehr sind und das Wasser fast klar, wird es also Zeit, mit der Fütterung mit den leckeren Algen aus den Gläser zu beginnen. Ich rühre das Wasser zwar noch jeden Tag einmal um, aber nach einer halben Stunde ist es wieder klar. Man sieht die Daphnien vor dem grünen Boden kaum, weil sie sich selbst alle mit grünen Algen vollgefressen haben.
Die Gläser sind inzwischen auch wieder satt grün und ich werde jetzt also jeden Tag eins davon zu zwei Dritteln ins Becken schütten, es mit frischen Wasser wieder auffüllen und hoffen, dass es nach 11 Tagen wieder komplett grün ist. Das Becken sieht nach dem Einschütten wieder grüner aus, allerdings auch, weil der Bodensatz dabei aufgewirbelt wurde. Aber ich hatte den Eindruck es funktioniert. Ich bin gespannt, ob das Glas nach 11 Tagen schön grün wird, damit man jeden Tag ein Glas zu zwei Dritteln ins Becken schütten kann. Den Daphnien scheint es jedenfalls zu schmecken, denn sie wuseln herum und fangen an das Wasser zu filtern.
So sieht es jetzt 10 Tage nachdem ich mit der Fütterung begonnen habe aus. Das Becken ist fast gar nicht mehr grün, aber in den Gläsern sieht es ganz gut aus. Ich bin jetzt einmal fast durch und habe jeden Tag ein Glas zu zwei Dritteln ins Becken geschüttet. Die beiden letzten Gläser ganz links habe ich noch nicht umgefüllt und die sind noch dunkelgrün. Das Glas, das am nächsten Tag dran ist, kennzeichne ich immer mit einer Wäscheklammer. So komme ich nicht durcheinander.
Die schon benutzeten Gläser werden von links nach rechts auch immer dunkler, deshalb habe ich die Hoffnung, dass mein Plan aufgeht. Leider bilden sich am Glas inzwischen Grünalgen, die den Algen in der Mitte das Licht wegnehmen. Die müssen also jedes Mal vor dem Umfüllen abgekratzt werden und dienen dann den Schnecken im Becken als Nahrung. Und auch die Daphinenzucht an sich lief gut. Später habe ich festgestellt, dass die Vermehrung immer in Wellen abläuft, da es eine Weile dauert, bis die neu geschlüpften Tiere soweit sind, bis sie selber wieder Nachkommen bekommen können. Darauf muss man sich einstellen und darf nicht zu viele ausgewachsene Tiere heraus fangen.
Inzwischen ist der Herbst da und ich muss das Regal fast einen halben Meter vom Fenster zurück ziehen, damit überhaupt noch Sonne in die Gläser scheint. Gut, dass ich die Rädchen unter das Regal geschraubt habe. Die Sonne scheint auch leider immer seltener. Trotzdem funktionert das System noch gut und das Wasser wird in den Reaktoren innerhalb 12 Tagen schön grün und ein Glas scheint den Daphnien als Tagesration zu reichen.
Wenn man jeden Tag ein Glas ins Becken schüttet, wird es natürlich irgendwann voll. Damit beim Wasser ablassen keine noch so kleine Daphnie mit eingesaugt wird, ziehe ich einen Teebeutel über den Schlauch. Das funktioniert sehr gut, auch wenn es so ein bisschen länger dauert.
Bei niedrigem Wasserstand kann man erst einmal richtig sehen, wieviel Wasserflöhe im Becken sind. Für mich ist der Versuch die Daphnien mit lebenden Algen zu füttern und sie zu züchten auf jeden Fall gelungen. Wichtige Helfer waren dabei die vielen Blasenschnecken, die die abgeworfenen Hüllen der Daphnien fressen und deren Kot dann wieder Futter für die Wasserflöhe ist.
Man darf bei so einem kleinen Becken allerdings nicht zu viel erwarten. Ich habe ich die Zucht im Sommer 2019 angesetzt und immerhin den ganzen folgenden Winter über lebende Daphnien gehabt, mal mehr mal weniger, und meine Perlhuhnbärblinge haben sich immer über die Wasserflöhe gefreut. Sie sind ihnen zwar teilweise etwas zu groß und solange die Daphnien oben schwimmen, trauen sich die Perlhungbärblinge nicht sofort daran. Aber irgendwann kommt dann doch der Jagdtrieb durch und wenn ich morgens ein paar Flöhe ins Wasser tue, sind sie abends immer weg.